Initiative der DGAV soll Antibiotikaverbrauch in der Chirurgie reduzieren

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Initiative der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zur Optimierung des Einsatzes von Antibiotika in der perioperativen Prophylaxe. 

Stationär behandelte chirurgische Patienten erleiden doppelt so häufig Infektionen wie Patienten anderer Fachdisziplinen. Nach großen abdominalchirurgischen Eingriffen treten bei 8 – 20% der operierten Patienten Wundinfekte auf.Die Patienten leiden in solchen Fällen nicht nur persönlich unter der Wundinfektion, die oft eine langwierige und schmerzhafte offene Wundbehandlung nach sich zieht und auch erhebliche ökonomische Probleme für die behandelnden Krankenhäuser bedeutet.

Die DGAV möchte durch eine Initiative die Anzahl der Wundinfektionen in deutschen Kliniken und den unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika in der Allgemeinchirurgie reduzieren. „Ziel ist es, durch eine optimale Anwendung und Befolgung von 5 einfachen Prinzipien flächendeckend den Einsatz der perioperativen Antibiotika-prophylaxe zu verbessern“, wie Prof. Heinz Buhr, Generalsekretär der DGAV, und Prof. Joachim Jähne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), betonten. Priv.-Doz. Christian Eckmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Klinikum Peine, der zusammen mit Prof. Stefan Maier, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Kaufbeuren die Arbeitsgruppe Viszeralchirurgische Infektionen der DGAV leitet, erläuterte die 5 Prinzipien.

  • „Erstens muss das für die entsprechende Operation geeignete Antibiotikum in der korrekten Dosierung ausgesucht. Hierfür soll anhand der lokalen Erreger- und Resistenzdaten eine interdisziplinäre Gruppe jährlich die PAP Medikamente festlegen. Auch Eingriffe ohne Antibiotikaprophylaxe (z.B. Schilddrüsen-OPs) müssen klar definiert werden. (1)
  • Zweitens muss die konkrete Applikation in die Hände der Anästhesie gelegt werden.(2), so dass gewährleiste ist, dass
  • Drittens die Gabe der Prophylaxe zuverlässig 60-30 Minuten vor dem Eingriff erfolgt (3).
  • Viertens ist die einmalige Gabe des Antibiotikums (sog. „single shot“) bei einer OP-Dauer unter drei Stunden völlig ausreichend. Nur bei längerer Operation oder einem starken Blutverlust sollte die Gabe des Antibiotikums intraoperativ wiederholt werden(4).
  • Schließlich ist die über die Operation hinausgehende, sog. verlängerte Prophylaxe (z.B. 1-3 Tage nach der OP) in keiner Weise geeignet, die Anzahl von Wundinfektionen zu verringern und sollte daher unterbleiben(5, 6).“

Der letzte Punkt, die Verhinderung einer unnützen postoperativen Antibiotikaprophylaxe, ist den Kollegen besonders wichtig. „Die unnütze Gabe von Antibiotika nach der Operation muss verhindert werden.“ stellte Eckmann abschliessend fest. „Durch den unkritischen Einsatz von Antibiotika in der Prophylaxe wird die Entstehung und Verbreitung lebensgefährlicher Krankenhausinfektionen mitverursacht. Dies gilt es unbedingt zu verhindern.“ betont der Präsident der DGAV und Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Prof. Matthias Anthuber

 „Wir hoffen wir, dass die Kollegen nur da Antibiotika in der Prophylaxe einsetzen, wo die Gabe durch Studien belegt ist.“erklärt Prof. Maier.

Literatur:

  1. van Kasteren ME, Mannien J, Kullberg BJ, et al. Quality improvement of surgical prophylaxis in Dutch hospitals: evaluation of a multi-site intervention by time series analysis. The Journal of antimicrobial chemotherapy 2005;56:1094-102.
  2. Forbes SS, McLean RF. Review article: the anesthesiologist's role in the prevention of surgical site infections. Canadian journal of anaesthesia = Journal canadien d'anesthesie 2013;60:176-83.
  3. Hawn MT, Richman JS, Vick CC, et al. Timing of surgical antibiotic prophylaxis and the risk of surgical site infection. JAMA surgery 2013;148:649-57.
  4. Zani EL, Clark OA, Rodrigues Netto N, Jr. Antibiotic prophylaxis for transrectal prostate biopsy. Cochrane Database Syst Rev 2011:CD006576.
  5. Harbarth S, Samore MH, Lichtenberg D, Carmeli Y. Prolonged antibiotic prophylaxis after cardiovascular surgery and its effect on surgical site infections and antimicrobial resistance. Circulation 2000;101:2916-21.
  6. Hirokawa F, Hayashi M, Miyamoto Y, Asakuma M et al. Evaluation of postoperative antibiotic prophylaxis after liver resection: a randomized controlled trial. Am J Surg 2013;206:8-15

 

 

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